Diese Frage bekommen wir oft bei unseren Wiegeterminen gestellt und bestimmt
hat jeder von euch schon mindestens einen Artikel gelesen wo es darum geht,
das ein großer Prozentsatz unserer Pferde zu dick ist. Es wird sogar von
einer regelrechten Fett Epidemie gesprochen.
Ein Großteil der Pferde die als Freizeitpferd genutzt werden sind tatsächlich übergewichtig.
Extreme Fettleibigkeit kommt zum Glück aber nicht sehr oft vor, aber viele
Pferde tragen mehr Gewicht mit sich rum, als es für sie vorteilhaft wäre.
Und genau wie beim Menschen sind die Gründe hierfür: zu viel Futter
bei zu wenig Bewegung.
Das heißt jetzt nicht, das ein Pferd im Leistungssport laufen muss um
eine gute Figur zu haben sondern, das diese Pferde weniger Kalorien benötigen.
Doch es hat jeder seine eigene Vorstellung darin, wo Übergewicht beginnt.
Das beginnt schon beim eigenen Körpergewicht.
Sendung wie zum Beispiel Germany Next Top Model suggerieren uns Size Zero als
Ideal. Folglich erscheint uns Normalgewicht bereits als zu „fett“.
Umgekehrt sehen wir größtenteils „wohlgenährte" Pferde
und empfinden das als Normalmaß, womit die Beurteilung des Ernährungszustandes
des eigenen Pferdes weniger realistisch ausfällt. Erschwerend kommt hinzu,
dass es je nach Einsatz der Pferde unterschiedliche Vorlieben sowie große
Unterschiede innerhalb der Pferderassen gibt und ein dicker Bauch nicht unbedingt
ein Zeichen von Übergewicht ist.
Vergleicht man beispielsweise Dressurpferde mit Renn, Vielseitigkeit, oder Springpferden,
dann fällt auf, dass Dressurreiter ihre Pferde eher etwas üppiger
bevorzugen, während im Renn- und Vielseitigkeitssport, wo es auf Geschwindigkeit
und Ausdauer ankommt, geschaut wird, dass das Pferd möglichst schlank ist
um die Sehen und Gelenke nicht zu belasten und keine Geschwindigkeit einzubüßen.
Doch kann auch das kräftig aussehende Dressurpferd ein optimal Gewicht
haben, wenn seine Masse aus Muskulatur und nicht aus Fett besteht. Ebenso kann
ein Achal Tekkiner ein optimal Gewicht haben obwohl der „Windhund“
unter den Pferderassen den meisten viel zu dünn erscheinen mag und eine
gespaltene Kruppe bei einem Kaltblüter deutet nicht unbedingt auf zu viel
auf den Rippen hin sondern entspricht dem Zuchtziel.
1. Lass dein Pferd wiegen. Vergleiche das ermittelte Gewicht mit vorliegenden
Richtwerten
(selbe Rasse und Stockmaß)
2. Zusätzlich sollte der Körperfettindex bestimmt werden (z.B. nach
AAEP oder BCS)
3. Ermittle den Kalorienbedarf und vergleichen den Wert mit der tatsächlichen
Kalorienaufnahme
4. Beurteile die Arbeitsleistung deines Pferdes realistisch
Das Body Condition Scoring-System (BCS) und die AAEP sind Methoden, um den Ernährungszustand
von Pferden zu beurteilen.
Für Pferde exisiteren mehrere Systeme, die nach dem Prinzip funktionieren,
einzelne Körperregionen zu betrachten und in Kategorien einzuteilen.
Es werden die äußerlich zugängliche bzw. sichtbare Fettdepots
beurteilt und die von außen sichtbare Muskulatur fließt in die Beurteilung
mit ein. Das bedeutet, dass bei dünnen Pferden vor allem der Verlust von
Muskelmasse einfließt, und bei dicken Pferden die Ansammlung von Unterhautfettgewebe.
Je nach Body Condition wird dem beurteilten Tier eine Punktzahl zugeteilt, der
sogenannte Body Condition Score (BCS). Ein BCS von 5 ist optimal.
A Fettansatz oder “Bemuskelung” am Mähnenkamm
B Fettpolster am Widerrist
C Wulstbildung im Lendenbereich
D Fettpolster am Schweifansatz
E Fühlbarkeit der Rippen
F Fettpolster hinter der Schulter
Einstufung nach AAEP
Das Pferd ist ausgemergelt, Dornfortsätze, Rippen Schweifansatz und sämtliche
Knochenvorsprünge sind überdeutlich zu erkennen. Keinerlei Fettansatz
erkennbar.
Die Dornfortsätze sind sichtbar. Rippen, Schweifansatz und Hüfthöcker
sind deutlich sichtbar. Die Knochenkonturen von Widerrist, Hals und Schulter
sind noch sichtbar voneinander abgesetzt.
Die Dornfortsätze sind noch immer prominent aber mittig mit etwas Fettgewebe
abgedeckt. Geringe Mengen Fett bedecken die Rippen, die aber leicht erkennbar
sind. Der Schweifansatz ist dünn aber einzelne Wirbel sind nicht zu unterscheiden.
Die Hüfthöcker sind vorstehend aber eher angerundet. Die Konturen
von Hals Widerrist und Schulter sind akzentuiert.
Die Dornfortsätze am Rücken sind nicht erkennbar aber die Muskulatur
erreicht nicht das Niveau der Dornfortsätze (Rinne rechts und links der
Wirbelsäule). Die Konturen der Rippen sind gerade noch mit dem Auge sichtbar.
Am Schweifansatz findet man eine dünne Fettauflagerung. Hals, Widerrist
und Schultern erscheinen nicht dünn.
Die Dornfortsätze der Wirbelsäule und die Rückenmuskulatur sind
auf einer Höhe. Rippen kann man nicht sehen aber leicht ertasten. Die Fettpolster
am Schweifansatz sind deutlich und etwas weich. Der Widerrist erscheint abgerundet
und die Konturen von Hals, Schulter gehen fließend in einander über.
Andeutung einer Mittelrinne über den Dornfortsätzen des Rückens.
Das Fettpolster am Schweifansatz ist deutlich zu fühlen, auf den Rippen
fühlt man eine dünne Fettschicht. Die Gruben beidseits des Widerristes
sind leicht mit Fett aufgefüllt und es finden sich Ansätze zu Fettpolstern
am Mähnenkamm und hinter den Schulterblättern.
Meist bildet sich eine deutliche Rinne über den Dornfortsätzen des
Rückens. Die einzelnen Rippen können noch ertastet werden aber man
fühlt eine deutliche Fettschicht. Das Fettpolster am Schweifansatz fühlt
sich weich an. Fettansätze am Mähnenkamm, hinter den Schultern und
am Widerrist sind optisch erkennbar.
Eine deutliche Rinne verläuft zwischen den verfetteten Muskelsträngen
am Rücken. Die Zwischenräume zwischen den Rippen sind nur noch mit
Mühe ertastbar. Fettpolster am Widerrist füllen die Gruben weitgehend
auf und das Fettpolster am Schweifansatz fühlt sich sehr weich an. Am Mähnenkamm
bildet sich ein Fettwulst, die Konturen der Schulter verschwimmen in der Fettauflagerung.
Die Mittelrinne am Rücken ist sehr deutlich. Fettwülste bilden sich über
den Rippen. Am Schweifansatz, in der Lendengegend, der Schulter, dem Widerrist
und am Mähnenkamm bilden sich Fettwülste. Fett im Zwischenschenkelspalt
und am Präputium tritt deutlich in Erscheinung.
Übergewicht belastet neben dem Reitergewicht zusätzlich die Gelenke und
Knochen der Pferdes. Es kommt schneller zu Gelenksentzündungen (Arthritis)
oder zu degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrose). Darüber hinaus kann Übergewicht
auch Probleme mit dem Kreislauf hervorrufen.
Meist haben diese Pferde einen konstant zu hohen Blutzuckerspiegel wodurch vermehrt
Insulin produziert wird. Wenn dann das Pferd auch nicht genügende Bewegung
hat, wird der überflüssige Blutzucker in Fettgewebe umgewandelt. Dieses überflüssige
Fettgewebe schüttet Hormone aus, die zu einer Insulinresistenz führen
können.
Durch die Insulinresistenz ist ein Teufelskreis in Gang gesetzt, denn durch
die Insulinresistenz wird die Verfettung immer weiter vorangetrieben. Das ganze
wird noch durch die mit dem Übergewicht einhergehende Leptinresistenz erschwert.
Die Pferde empfinden kein Sättigungsgefühl, wodurch eine Diät
für sie zur Qual wird.
Was kann ich machen?
Bitte auf keinen Fall einen radikalen Futterentzug. Das kann für das Pferd
lebensgefährlich werden.
Durch einen zu schnellen Gewichtsverlust kann es zu einer Überforderung
der Leber kommen, der sogenannten Hyperlipidämie. Was im Extremfall zu
einer Fettleber und zum Tod führen kann. Bei schweren übergewichtigen
Pferde empfiehlt sich während der Diät regelmäßig den Triglyzeridespiegels über
das Blutbild kontrollieren zu lassen.
Zu Beginn jeder Diät muss der Futterbedarf ermittelt werden. (grober Anhaltspunkt:
1,5 Kg Raufutter pro 100 Kilogramm).
Die Menge auf möglichst viele Rationen aufteilen, damit das Pferd immer
genügend zu kauen hat und keine Fresspausen über 3 Stunden entstehen.
Hungerstress kann zu Fressstörungen führen und Magengeschwüre
auslösen.
Das Raufutter sollte möglichst spät geschnitten werden dadurch bietet
es viel Kaumaterial bei niedriger Nährstoffdichte. Ein Teil des Heus kann
durch Stroh (maximal ein Drittel) ersetzt werden.
Überprüfen Sie die Kraftfuttermenge und ihr Mineralfutter. Wie viel füttere
ich? Ist ein Kraftfutter überhaupt notwendig? Wie viel Zucker und Stärke
ist enthalten? Sind meinem Mineralfutter unnötige Füllstoffe wie z.B.
Weizen oder Haferschälkleie zugesetzt? Passt das Mineralfutter zu meiner
Gesamtration?
Erstellen Sie einen für das Pferd geeigneten Bewegungsplan.